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Wie Fake-Anwälte mit Insolvenz-Schnäppchen ahnungslose Käufer ködern: Abzocke im Netz
Autor: Jochen Meismann
Eine neue Betrugsmasche erobert das Internet
Immer häufiger landen täuschend echt wirkende E-Mails angeblicher Anwaltskanzleien in den Postfächern von Firmen und Privatpersonen. Darin wird mit spektakulären Angeboten geworben: Maschinen, High-End-Elektronik, Möbel oder sogar Fahrzeuge, angeblich aus der Insolvenzmasse einer renommierten Firma.
Das Versprechen: Markenprodukte zu Schleuderpreisen. Doch die Realität sieht anders aus. Die beworbenen Produkte existieren gar nicht, und hinter den Absendern stehen keine Anwälte, sondern professionell organisierte Betrüger.
So funktioniert die Masche im Detail
Die Täter setzen auf eine einfache Mischung aus seriösem Anschein und emotionalem Druck:
- Falsche Absenderadressen: Die E-Mails wirken offiziell, mit Kanzlei-Logos, gefälschten Signaturen und juristischen Textbausteinen.
- Das Insolvenz-Argument: Um Glaubwürdigkeit zu erzeugen, wird auf die Abwicklung einer angeblichen Firmeninsolvenz verwiesen. Der Trick: Insolvenzmasse suggeriert Dringlichkeit und Sonderpreise.
- Lockangebote: Die Betrüger listen in einer anhängenden PDF-Datei Produkte auf, die weit unter Marktwert liegen. Marken wie Bobcat, Manitou oder John Deere tauchen besonders häufig auf.
- Falsche Websites: Klickt man auf den Link, führt er zu täuschend echt gestalteten Webseiten mit Kontaktmöglichkeit und örtlicher Telefonnummer. Teilweise sind sogar fingierte Registerauszüge eingebunden.
- Vorkasse-Falle: Käufer sollen den Kaufpreis sofort überweisen. Danach bricht der Kontakt ab – die Ware existiert nicht.
Warum gerade „Anwälte“ als Fassade?
Der Titel „Rechtsanwalt“ genießt in Deutschland ein hohes Maß an Vertrauen. Wer von einer Kanzlei eine E-Mail erhält, hinterfragt selten die Echtheit. Genau dieses Vertrauen nutzen Kriminelle aus. Sie wissen: Eine angebliche Anwaltskanzlei wirkt seriöser als ein x-beliebiger Onlineshop.
Besonders perfide: Teilweise werden sogar Namen real existierender Anwälte missbraucht oder von solchen, die erst kürzlich ihr Büro beispielsweise auf Altersgründen geschlossen haben. Die Betroffenen erfahren davon oft erst, wenn geschädigte Verbraucher nachfragen.
Warnsignale, die sofort misstrauisch machen sollten
Wer solche E-Mails erhält, kann typische Warnsignale erkennen:
- Auffällig niedrige Preise für Markenware
- Allgemeine Anrede statt persönlicher Ansprache
- Unstimmigkeiten in der Domain (z. B. Rechtschreibfehler oder fehlende Einträge in Anwaltsverzeichnissen)
- Dringender Handlungsdruck („Nur noch 10 verfügbar“)
- Unprofessionelle Sprache, trotz angeblicher Kanzlei-Herkunft
- Nur Vorkasse möglich, keine seriösen Bezahlmethoden
Schon einer dieser Punkte sollte hellhörig machen. Treten mehrere zusammen, ist höchste Vorsicht geboten.
Der Schaden geht weit über das Geld hinaus
Für Opfer endet der Betrug nicht nur mit dem Verlust des Kaufbetrags. Häufig werden zusätzlich persönliche Daten abgegriffen: Bankverbindungen, Adressen, Ausweiskopien. Diese Informationen können später für weitere kriminelle Aktivitäten genutzt werden, etwa für Identitätsdiebstahl oder Phishing.
Auch für die Rechtsanwaltskammern bedeutet die Masche erheblichen Aufwand. Sie erhalten vermehrt Beschwerden, obwohl die echten Anwälte mit den Vorgängen nichts zu tun haben. Der Imageschaden für die Anwaltschaft ist enorm.
Behörden warnen – doch die Welle rollt weiter
Die Polizei und das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) warnen seit geraumer Zeit vor solchen E-Mails. Dennoch nehmen die Fälle zu. Grund: Die Täter agieren international, wechseln regelmäßig Server und Domains und nutzen modernste Techniken, um ihre Fälschungen immer glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Selbst erfahrene Internetnutzer haben Schwierigkeiten, die Fallen zu erkennen.
Was tun, wenn eine solche E-Mail ins Postfach flattert?
Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte folgende Schritte beherzigen:
- Nicht reagieren und niemals Anhänge öffnen.
- Absender prüfen: Domain in Suchmaschinen eingeben oder die Existenz der Kanzlei gegenchecken.
- E-Mail löschen und nicht antworten.
- Keine Zahlungen leisten, solange Zweifel bestehen.
- Warnungen teilen – Familie, Freunde und Kollegen informieren.
Je mehr Menschen über die Masche Bescheid wissen, desto schwieriger wird es für die Täter, weitere Opfer zu finden.
Die Psychologie hinter dem Betrug
Die Täter setzen auf zwei Faktoren:
- Gier: Der Gedanke, ein hochwertiges Produkt zum Bruchteil des Preises zu bekommen, überlagert rationales Denken.
- Angst, etwas zu verpassen: Insolvenzmasse suggeriert Knappheit. Wer nicht sofort zuschlägt, „verliert das Schnäppchen“.
Diese Mechanismen sind altbewährt und funktionieren seit Jahrhunderten, im digitalen Raum jedoch auf einer neuen Ebene.
So rüsten sich Verbraucher für die Zukunft
Langfristig hilft Ihnen nur eines: digitale Wachsamkeit. Dazu gehört unter anderem
- Nutzung seriöser Viren- und Phishing-Filter
- Grundregel: „Wenn es zu gut klingt, um wahr zu sein dann ist es das auch nicht.“
- Schulung im Umgang mit Betrugsversuchen, besonders in Unternehmen
- Prüfen von E-Mail-Headern und Domain-Registrierungen
- Aktuelle Infos auf Warnseiten regelmäßig verfolgen
Ein Betrug, der immer raffinierter wird
Die Fake-Anwälte mit ihren angeblichen Insolvenz-Schnäppchen sind mehr als nur ein lästiges Spam-Phänomen. Es handelt sich um eine gut organisierte Betrugsmasche, die in kurzer Zeit enorme Schäden verursacht. Wer auf die verlockenden Angebote hereinfällt, verliert einerseits Geld und riskiert anderseits auch den Verlust seiner persönlichen Daten.
Die gute Nachricht: Mit einem wachen Blick, gesunder Skepsis und einem Bewusstsein für die Tricks der Täter lässt sich das Risiko deutlich reduzieren. Die Masche lebt davon, dass Menschen sie nicht kennen. Deshalb gilt: Aufklärung ist der beste Schutz.
Wenn Sie nicht sicher sind, ob ein vermeintliches Schnäppchen echt ist, helfen wir Ihnen zu einem moderaten Preis mit einer Kurzauskunft. Rufen Sie uns an und lassen sich beraten.
✅ Checkliste: So lassen sich Fake-Anwälte sofort entlarven
- 🔍 Absender prüfen: Stimmen Domain und Kanzleiname überein? Tippfehler und nirgends anderswo gelistete Adressen sind ein Warnsignal.
- 💸 Preis realistisch? Hochwertige Ware zum Bruchteil des Marktwerts existiert selten.
- 📑 Kanzlei existiert wirklich? Im Anwaltsregister nachsehen, ob die Kanzlei überhaupt eingetragen ist.
- 📬 Allgemeine Anrede wie „Sehr geehrte Damen und Herren“ statt persönlicher Namen.
- ⏰ Zeitdruck („Nur noch heute verfügbar“) – ein typischer Trick, um rationales Denken auszuschalten.
- 🏦 Zahlungsart: Nur Vorkasse ohne Käuferschutz? Finger weg!
- 📎 Anhänge & Links: Nicht öffnen, bevor die Echtheit geprüft ist.
- 📞 Direkter Kontakt: Verdächtig, wenn weder Telefonnummer noch Impressum seriös wirken.
- 🚨 Gefühl trügt nicht: Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist oft Betrug.